Weinfehler
Weinfehler unterteilt man zunächst in echte und in eingebildete. Der häufigste, echte Weinfehler ist der Korkschmecker. Hinter eingebildeten Weinfehlern verbergen sich oft ungewohnte Weinaromen, die der Konsument als fremdartig empfindet und intuitiv ablehnt. Diese Makel können bleibend und vorübergehend, manchmal aber auch nur vermeintlich sein. Einige Verfehlungen bezeichnet man im deutschsprachigen Raum auch als Böckser. Dazu zählt das Schwefelwasserstoff-Bouquet (Merkaptanböckser), das stinkende Gärbouquet (Mistböckser) oder das berüchtigte Mäuseln (Hefeböckser), bei dem der Wein einen unangenehmen, schalen Nachklang nach dem Schlucken hat. Alle diese Böckser sind vorrübergehende Unreinheiten, die gelegentlich bei jungen, reduktiv ausgebauten und möglicherweise vor der Füllung zu wenig belüfteten Weinen auftreten. In der Regel klingen sie jedoch ab, wenn der Wein eine Zeitlang Luftkontakt hat. Darum gilt:
- Wein im offenen Glas fünf oder zehn Minuten stehenlassen: oft verfliegt der unangenehme Geruch von selbst;
- Wenn nicht, den Wein 24 Stunden lang in der offenen Flasche stehenlassen und ihn dann nochmals probieren;
- Notfalls den Wein ein weiteres halbes oder ganzes Jahr im Keller reifen lassen.
Gravierender sind Schwefelböckser, die ihre Ursache in zu hohen Schwefelgaben haben. Sie machen sich durch eine stechende, leicht prickelnde Empfindung im hinteren Nasenbereich bemerkbar. Freies Schwefeldioxid wird nur sehr langsam gebunden. Dies kommt häufig in besonders stark säurehaltigen Weinen vor. Außerdem gibt es eine Reihe von Geruchsanomalien, die nur schwer oder gar nicht aus dem Wein verschwinden. Dazu gehören Mufftöne, die durch Lagerung in unhygienischen Holzfässern entstehen; Geranientöne, die durch Bakterien während und nach der Gärung hervorgerufen werden. Sie sollten allerdings vom Kellermeister rechtzeitig erkannt und vor der Füllung beseitigt werden.
Bei schweren und alkoholreichen Weinen kommt häufig ein Geruchsfehler vor, der vor allem auf eine zu hohe Menge an Essigsäure bzw. Äthylacetat im Wein zurückzuführen ist. Im Bouquet des Weins lässt sich dann ein typischer Nagellackgeruch ausmachen (eine geringe Menge an Essigsäure ist in jedem Wein enthalten, sollte jedoch nicht den Wert 1,5 Gramm pro Liter überschreiten). Essigsäure wird von Essigbakterien produziert. Sie lassen Sauerstoff und Alkohol miteinander reagieren. Bei Rotweinen und bei Chardonnay aus warmen Anbaugebieten und in guten Jahren treten vermehrt flüchtige Säuren im Bouquet auf. Auch edelsüße Weine sind für einen hohen Essigsäuregehalt prädestiniert. Allerdings wird flüchtige Säure nicht von allen Konsumenten als störend empfunden. Bei bestimmten Weinen, etwa dem Unico von Vega Sicillia, schien flüchtige Säure jahrelang fast ein Qualitätsmerkmal zu sein.
Ein Wein der nach Kork riecht oder schmeckt, ist eindeutig fehlerhaft. Da der Korkgeruch und –geschmack nicht vorübergeht, sondern bleibt und sich eher noch verstärkt, ist ein korkkranker Wein nicht mehr zum Genuss geeignet. In der Regel tritt der Korkfehler schon im Bouquet zutage als mehr oder minder penetranter Korkgeruch. Oft ist der Korkton aber auch schmeckbar. In den meisten Fällen wird er durch Trichloranisol hervorgerufen. Äußerlich ist dem infizierten Korken nichts anzusehen. Wie verhält sich der Konsument, wenn er eine Flasche korkkranken Wein vor sich hat?
- Im Restaurant kann der Wein zurückgewiesen werden (aber nicht erst die Flasche halb austrinken und dann reklamieren).
- Der Weinhändler (oder Winzer) leistet bei einer Flasche korkkrankem Wein keinen Ersatz. Bei drei Flaschen der gleichen Sorte könnte er sich kulant zeigen. Ist ein ganzer Karton korkkrank, müsste er ihn ersetzen – auch wenn das Gegenteil in seinen Geschäftsbedingungen steht.
- Bei einfachen Weinqualitäten sollte der Konsument sich nicht zieren, Flaschen mit Schraubverschluss oder Kronkorken zu akzeptieren. Sie sind der sicherste Schutz gegen Korkschmecker.
Als Weingenießer können allerdings auch gewisse Fehler unterbunden werden in dem man seine Flaschen angemessen lagert. Zunächst ist es immer wichtig, die Weine dunkel und ohne direkte Sonneneinstrahlung zu lagern. Rotweine mit Korkverschluss sollte man im Regal auf die Seite legen, da sie stehend mehr Luft ziehen und den Tropfen eher verderben. Die Raumtemperatur sollte nie über 24 Grad Celsius liegen. Kühlere Temperaturen schaden dem Wein wiederum nicht und verlangsamen lediglich den Alterungsprozess. Wichtig ist, dass die Temperatur nicht allzu oft wechselt, eine ausgeglichene Luftfeuchtigkeit herrscht, die Flaschen isoliert von stark aromatischen Lebensmitteln liegen und wenig bewegt werden. Eine geringe Chance, dass sich trotz all jenen Schritten Makel einschleichen, gibt es natürlich dennoch. Wein ist und bleibt letzten Endes ein Naturprodukt und dass die Natur nicht perfekt ist, ist allgemein bekannt.